Einen Schritt zurück, intressante Einblicke in die Kulturen

Eigentlich hatten wir ja schon genug von Buenos Aires gesehen, aber wir haben uns spontan dazu entschlossen gleich nach unserer 18 Stunden Fahrt nach Neuquén durch halb Argentinien doch noch einmal in diese schöne Stadt zurück zu kehren um dort die Gebäude der deutschen und taiwanesischischen Botschaft zu besuchen.

Die deutsche Botschaft versprüht den Scharm eines Hochsicherheitsgefängnisses mitten im Villenvirtel von Buenos Aires. Eingezäunt mit hohen stabielen Metallzäunen mit vielen spitzen Stacheln, jeder Menge Kameras und super penibler 3 Mann starker Einlaskontrolle, die einem zur Vorsicht auch gleich mal die Ausweißkopie abnimmt – könnte ja gefährlich sein so ein EBook-Reader. Hinter den Zäunen findet sich dann ein Blechgebäude, das stark an die temporairen Bauwagencontainer erinnert, nur eben das es scheinbar nicht temporairer Natur ist. Im inneren der Metallbox sind dann sterile weiße Wände, ein paar Stühle im Wartebereich sowie 4 trostlose Schalter zu denen gelegentlich einer der Wartenden gerufen wird. Zum Glück war ich sehr früh da, denn mein Anliegen eines neuen Reisepasses belegt einen der Schalter den gesammten Vormittag. Hinter den Kurlissen scheinen noch weitere zwei oder drei Mitarbeiter schwer beschäftigt um mit sehr sehr vielen Telefonaten nach Deutschland meine Angaben zu überprüfen. Aber nach knapp 3 Stunden drückt mir mein Sachbearbeiter einen neuen frisch gedruckten Reisepass in die Hand und entschuldigt sich dafür, das es heute wegen interner Probleme so lange gedauert hat. Übergücklich diesen Ort nicht noch eimal besuchen zu müssen verlasse ich die Botschaft.1080695

Gleichzeitig war auch Yating mit ihrem Anligen beschäftig. Als erstes gilt es neue Passphotos anfertigen zu lassen. Der winzige mit Kameras und anderem Zeug vollgestopfte Photoladen in der nähe der taiwaneschischen Botschaft kennt sich scheinbar auch bestens damit aus und hält Yating als erstes einen taiwaneschischen Zettel mit den Richtlinien für Passphotos unter dir Nase. Das Photo entsteht dann allerdings eingezwängt zwischen Verkaufsregalen blitzschnell mit einem aus der Hosentasche hervorgezaubertem Miniknipser natürlich unter Misachtung der präsentierten Vorschriften – die werden erst später am Computer zurechtgezupft.

Die Taiwanesische Botschaft ist mitten im Zentrum in einen ganz normal Bürogebäude. Ein Hinweis auf die Botschaft sucht man ausen Vergeblich. Dafür gibts den für Buenos Aires üblichen Wachmann im Eingangsbreich sowie ein Metaldetecktor als Deko. Mit dem Aufzug im passenden Stockwerk angekommen wird man von einer Photogalerie mit schönen Bildern aus Taiwan empfangen. Die Photogalerie erstreckt sich bis in den Nachbarraum, in dem es einen verwaißten Bearbeitungsschalter gibt. Anstelle des Schalters stehen im Raum 4 bestuhlte Tische für die Gäste, welche dort dann von einem freundlich lächelnden Mitarbeiter zur Bearbeitung ihrer Anliegen besucht werden. Zu Yatings Anliegen gibt es erst mal fürsorgliche Rückfragen ob es uns gut geht, ob wir Hilfe benötigen. Im laufe des Vormittags kommen noch zwei weitere im Hintergrund mit ihrem Reisepass beschäftigten Mitarbeiter heraus um Hilfe anzubieten und sich nach den Erlebnissen und Plänen unserer Reise zu erkundigen. Neben dem neuen Pass bemühen sich die Mitarbeiter zudem für Yating Kontakt zur argentinischen Ausländerbehörde herzustellen um Ersatz für das geklaute Visa zu bekommen. Den neuen Pass gibts allerdings erst morgen, da in Taiwan gerade alle schlafen und so zur Validierung ihrer Angaben statt der Telefonate fleißig Nachrichten geschrieben werden müssen. Um auch auserhalb der Bürozeiten falls benötigt Hilfe anbieten zu können wird Yating noch mit einem privaten Lime-Kontakt versorgt, über den wir spät abends noch Lob für unseren Reiseblog bekommen. Da er gelesen hat, das wir Vegetarier sind gibts zusätzlich noch eine Restaurant Empfehlung. Am nächsten Morgen sitzen wir frech wieder in der Botschaft und warten auf den 3-5 Tage dauernden Reisepass, der uns tatsächlich frisch gedruckt gegen Mittag überreicht wird. Als wir am Tag darauf das empfohlene Veggi-Restaurant aufsuchen werden wir mit der Frage „Du bist Yating, oder?“ empfangen gefolgt von einer kurzen Erklärung, dass wir eingeladen sind/wurden und schon alles bezahlt sei.

Natürlich ist es den hilfsbereiten Mitarbeitern der Botschaft nicht gelungen Kontakt zum Ausländeramt herzustellen, da weder auf Anrufe noch auf EMails geantwortet wurde. Und so machen wir uns selber auf die Suche. Das Ausläderamt von Buenos Aires ist in Sporthallen großen Lagerräumen in der nähe des Hafens untergebracht. Scheinbar war die Behörde von einigen Jahren dort hin umgezogen und hatte Ihre Hausnummer von 5 Straßenblöcken weiter einfach mitgenommen und so war die Hausnummern 1355 nach viel fragen und suchen zwischen 900 und 950 zu finden. Die renovierungsbedürftigen Hallen sind mit Stühlen und Warteschlangen zugebaut, auf denen sich die Besucher drängen. Unser Anliegen wird in einer Nachbarhalle bearbeitet, in welche jedoch erst in 20 Minuten mit der Arbeit begonnen wird. Noch vor Arbeitsbegin kümmert sich eine freundliche etwas Englisch sprechende Mitarbeiterin um Yatings anliegen und druckt Ihr nach intensiver Beratung mit Koleginen zwei Zettel mit den im System gespeicherten Visadaten aus. Als wir Zweifel anmelden, das wir mit diesen Zetteln nach Chile ausreisen und wieder einreisen können bekommen wir dann doch eine Wartenummer für die Nachbarabteilung, welche eigentlich zuständig ist. Pünktlich zu Arbeitsbeginn sind dort alle 7 Schalter voll besetzt, aber nach seinem ersten Fall scheinen sich jeder Mitarbeiter erst mal auf einen Tee und einen Plausch mit Kollegen zu den Schreibtischen dahinter zu verziehen. Unser mürrischer Sachbearbeiter will uns sofort wegschicken ohne das wir unser Anliegen überhaupt vortragen können, wird jedoch von einer angagierten Kollegin gestoppt, die Ihm unser Anliegen erklärt. Unser Fall hat sich wohl schon herumgesprochen. Bearbeitet wird unser Anliegen dennoch nicht, mit den Worten „Das mache ich nicht, dass soll der Chef machen“. Und so warten wir eben geduldig, bis 40 Minuten nach Arbeitsbegin sich auch der Chef mal bequemt im Büro zu erscheinen. Dieser schaut nach Tee und Plausch kurz die Daten im System nach und stellt dann fest „Das passt schon so“ und schickt uns mit unseren lumpigen Ausdrucken also wieder davon. Von der anfäglich so hilfsbereiten Dame erfahren wir dann noch „Wenn der Chef sagt das passt schon, dann passt das schon – aber vermutlich müsst Ihr an der Grenze zukünftig ein wenig Diskutieren“.

Dis Sache war noch nicht fertig… Hier weiterlesen.

Unsere Pässe wiedersehen?
Einen Schritt zurück, die Letzte

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