Mit dem Teufel tanzend in die Kirche

Als wir in Quillacollo ankommen werden wir von einem Verkehrschaos emfangen. Die Hauptstraße ist komplett gespert, die Umleitungsschilder weisen in die falsche Richtung, unzählige Minnibusse parken mitten auf der Straße und der Rest der Fahrer hupt wütend vor sich hin. Wir parken etwas auserhalb um die Fahrzeugschlange zu Fuß zu überholen. Im Zentrum gibt es einen kunterbunten Markt mit Gemüsehändlern, Zuckergebäck, Plastikspielzeug, Elektronikkram und Photolamas – kurzum eigentlich jedem Händler aus nah und fern. Entlang der Paradestraßen hat jeder Ladenbesitzer vor seinem Geschäft mehere Reihen von Plastikstühlen aufgebaut und ist fleißig damit beschäftigt die Sitzplätze zu willkürlichen Preisen (0,70€-7€) zu verkaufen.

Jedes Jahr vom 14.8. bis 18.8. findet das „Fiesta de la Virgen Urkupiña“ statt. Von nah und fern reisen die Leute an um an der Parade teilzunehem, in der Kirche für die Erfüllung ihrer Wünsche zu beten oder um wie wir einfach nur um dem bunten Treiben zuzuschauen. An der Parade nehmen dieses Jahr über 10000 Tänzer und Musiker aus 59 Volklorevereinen teil um in 2-3 Stunden die 4,5km zur Katedrale zu tanzen.

Vor jeder Gruppe fährt ein Auto voll behängt mit Silbergeschirr und einer großen Mariastatur auf dem Dach. Danach folgen im Wechsel traditionelle Volksmusikgruppen und Tänzergruppen. Weder die Musik noch die Tanzschritte sind sonderlich kreativ – kreativ sind nur die verschiedenen Kostüme der Tänzer in die jede Gruppe sehr viel Arbeit investiert hat. Eigentlich ist August hier tiefster Winter bei 25-30℃. Wir schauen uns das bunte Treiben aus dem Schatten etwa 3 Stunden lange an und staunen über die Ausdauer der Tänzer in ihreren schweren Täufelskostümen. Bei Gruppe 15/59 geben wir auf und verziehen uns in die kühle Kirche. Nicht alle Tänzer besuchen am Ende des Umzugs die Kirche, aber von jenen die hineingehen tun dies zahlreiche auf Knien robbend.

Auch wenn das Urkupiñafest mit seinen Teufelsumzügen nicht gerade Christlich wirkt so hat es doch seinen Ursprung im 18 Jahrhundert im Christentum. Das Fest ist zum Gedenken an die Erscheinung einer Frau mit Kind, mit denen ein Einheimischenmädchen öfters gespielt haben soll. Inzwischen wurde von der katolischen Kirche offiziell geklärt, das es sich bei der Urkupiña Erscheinung um Maria und das Jesuskind handelte. Erst 1943 wurde zum Gedenken eine Kapelle am Ort der Erscheinung errichtet.

Auf unserem Heimweg vom Fest sind wir noch zufällig an einer recht skurilen Ausstellung vorbeigekommen. Hier haben gläubige Christen „wissenschaftliche Studien“ über wundersame Umwandlung der bei der katolischen Messe gereichten Oblaten in das Fleisch und Blut von Jesus präsentiert.

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