Das Faustrecht im Straßenverkehr

Wir sind jetzt schon fast ein halbes Jahr durch Bolivien und Peru gereist und haben für euch so einige intressante Geschichten gesammelt. In Bolivien sowie in Peru gibt es viele Autofaher, aber fast niemand hat einen Füherschein gemacht. Entsprechend gering fällt das Wissen über Verkehrsregeln aus und falls bekannt werden diese dennoch meist ignoriert, denn kontrolliert weden Verkehrsregeln sowieso nirgens.

Normalweise erkennt man eine Einbahnstraße nur durch Beobachtung.
Ein schönes Beispiel sind Einbahnstraßen. In vielen Städten ist nahezu jede Straße eine Einbahnstraße. Für Ortsfremde wie uns intressant ist, das sich im Verlauf der Straße öfters mal die Richtung der Einbahnstraße ändert. Dies erkennt man nur daran das man plötzlich von den entgegenkommenden Fahrzeugen wild angehupt wird, denn einen Hinweis auf die Änderung der Einbahnstraßenrichtung kann man frühestens ein bis zwei Häuserblöcke später zufällig durch einen Pfeil an einer Hauswand erkennen. Ist aber meist auch nicht so schlimm, denn die meisten Einbahnstraßen werden auch von den lokalen Fahern konsequent ignoriert.

Ähnlich gut ist die Beschilderung auch auf den anderen Straßen. So werden vor Linkskurfen „Rechtskurfe-Schilder“ aufgestellt, das „Vorsicht Bodenmulde“ Schild gelegentlich mal verkehrt herum aufgehängt das es wie eine Brücke aussieht, Baustellenschilder nicht wieder abgebaut, Hinweisschilder auf Orte stehen meist irgendwo aber seltenst an den Abzweigungen – auch nicht auf Autobahnen…

In Bolivien ist die höhe der Mouthebühren Glückssache, inbesondere mit chilenischem Kennzeichen wird gerne versucht die Gebühr für Busse oder LKW zu berechnen.
Als wir vor roten Ampeln brav angehalten haben wurden wir schon mehrfach von den nachfolgenden Fahrzeugen wie Taxis oder Bussen unter wütendem Gehupe rasant überholt. Allgemein scheint sich insbesondere in der Gruppe der Hauptberuflichen Faher die Existenz von Verkehrsregeln besonders wenig herumgesprochen zu haben. So parken die Minibusse grundsätzlich mitten auf der Fahrbahn, in La Paz sogar nebeneinander auf 4 von 5 Fahrspuren der Straße. Vor dem Anhalten, Abbiegen oder Spurwechsel wird nicht nach anderen Verkehrsteilnehmern geschaut – die müssen sich erst durch Hupen bemerkbar machen, werden dann aber trotzdem ignoriert. Reisebusse fahren häufig mittig und beanspruchen beide Fahrspuren für sich – und wer das nicht respektiert und ausweicht wird wütend angehupt.

Generell scheint die Hupe besonder wichtig zu sein, denn eigentlich wird alles und jeder andauernd angehupt. So wird gehupt wenn man an Fusgängern vorbeifährt, wenn man überholen möchte, beim Warten vor Baustellen…

Nach der Vollsperung an Baustellen bewegt sich erst mal nix.
Apropos Baustellen, auch hier zeigt sich ein intressantes Verhalten. Bei Vollsperrung warten die ersten 10 Fahrzeuge artig in eine Reihe, die weiteren warten dann nebenan auf der Gegenspur. Natürlich fühert dies dazu das wenn die Sperrung aufgehoben wird die ersten 5-10 Minten lang verzweifelt probiert wird irgendwie für die nun entgegenkommenden Fahrzeuge Platz zu schaffen. Aber immerhin wird für den Gegenverkehr Platz gemacht, ein Glück das Tuktuk-, Motorad- und Radfahrern nicht gewährt wird – die haben gefälligst auf dem Seitenstreifen zu fahren oder schnellstmöglich zu verschwinden wenn Autos kommen.

Wer klein ist, sollte möglichst immer am Rand fahren.
Auch wenn es dunkel wird sollte man besser schnellstens die Straße verlassen, den zahlreiche Autofaher haben scheine keine Ahnung wie sie ihr Fernlicht ausschalten können wenn andere Fahrzeuge entgegen kommen.

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