Höchst selten und lecker – vegetarisches in Argentinien und Chile

Natürlich hatten wir uns vorab über die argentinische Esskultur informiert. Und die einschlägige Empfehlung für Vegetarier war: selber Kochen ist am besten! Traurig aber wahr, ohne eigene Kochkünste hätten wir Südamerika sicher nicht überlebt, denn nicht nur die Peruaner haben auf die Frage nach vegetarischen Essen mit „also Hähnchen oder?“ reagiert.

Einzig dort, wo sich die Fremdländer scharen, gibt es ein vegetarisches Angebot. Die Fremden haben den neusten Trend mitgebracht — gesunde Ernährung. Und „vegetarische Ernährung ist mega gesund“ oder „green vegetables = better life“ lesen wir in fast jedem vegetarischen Restaurant auf der Wand. Immer wenn eine große Stadt unsere Reiseroute kreuzt, nutzen wir die Gelegenheit in der Happy Cow App nach einer vegetarischen/veganen Restaurant zu fahnden. Leider hatte sich noch nicht bei allen Küchen herumgesprochen, das Fake-Meat gar nicht cool und gesund ist. Mancherorts gelten Salz, Öl und Gewürze als gesundheitsschädlich, vermutlich um dem ungezügelten Appetit durch leckeres Essen vorzubeugen – nicht mit uns!

Wir wollten ein typische argentinisches Frühstück im altmodischen Cafe erfahren.
Nur wenige Restaurants haben unseren 18-monatigen Langzeittest bestanden, die wir natürlich im Folgenden lobend erwähnen möchten – Reinfolge nach Reiseverlauf.

*Wir beide sind Vegetarier. Als Veganer fragt man besser immer vor erst, weil Südamerikaner Käse lieben. (Zum Beispiel: „Por favor, sin huevos y tampoco quesos.“ Bitte ohne Eier und Käse.)

Buenos Aires, Argentinien

In der Gegend, wo wir uns eine kleine Wohnung gemietet hatten, gibt es nur Banken und Firmenhochhäuser. Zur Mittagsversorgung der Angestellten gab es Werktags Take-away Buffet-Küchen wie Sand am Meer. Die Meisten bieten sehr viele verschiedene Speisen parallel an, von Westlichem bis Asiatischem, von Vorspeisen bis zum Nachtisch. Die Beiden oben erwähnten waren unsere Lieblinge, nah und lecker. Das Rotisería besucht man am besten zur Eröffnung um 11:30, sonst sind Sushi oder andere beliebte Speisen schon vergriffen. Die Spezialitäten des O´lives sind frische Rohkostsalate mit einer großen Auswahl an Dressings und Toppings. Alles kann man sich nach Wunsch zurechtbasteln. Preis/Leistung ist für argentinische Verhältnis sehr gut, 1,5 € pro 100 Gram. Apropos, haben wir schon erwähnt, dass man zur Stoßzeit lange in der Schlange vor der Kasse warten muss?

Wem die engen Straßenküchen nicht stilvoll genug sind, der kann sein leckeres vegetarisches Buffet auch im Restaurant genießen. Ein großer heller Sitzbereich, in dem man bequem sein Essen genießen kann sind Gütesiegel des Iris. Die vielseitige Speiseauswahl reicht wie bei den Straßenküchen von asiatisch über europäisch bis lateinamerikanisch. Im Stadtteil Microcentro gelegen, öffnet es leider auch nur zum Mittagessen. Preislich ist es natürlich ein wenig teurerer als Take-aways.

  • Vegane Pizza / Pizza Vegana, Chile 882 & Pizza Vegana, Fitz Roy 1962

Eine Art veganes Fastfood Merchandising, von denen es mehrere im Großraum Buenos Aires gibt. Man kann von verschiedene Zutaten seine persönliche Kombi-Pizza designen lassen. Zum Beispiel habe ich mir die eine Hälfte mit Linsenmus und andere Hälfte mit Paparellla, einem würzigen Kartoffelpüree, beschmiert lassen. Darauf kam eine dicke Schichte frisch Rukola. Hummmm, knusprig und grandios! Die zwei von uns besuchten Pizzerien, hatten unterschiedliche Öffnungszeiten und unterschiedliche Zutaten zur Auswahl. 2016 kostete eine mittelgroße Pizza etwa 7-8 €.

In Argentinien eine echte italienische Küche zu finden ist genauso aufwendig wie ein deutsches Brot, obwohl an der Ostküste viele italienische Auswanderer leben. Zwar hängt vor vielen Restaurants eine große grün-weiß-rote Fahne, geboten wird aber meist latin-style Pizza d. h. in billigem Käse ersoffene Pizzen mit dickem Teig und lieblosem Dosengemüse. Ein einzige echte haben wir gefunden mit guten frischen Zutaten auf knusprigem Pizzateig. Wie in Italien! Die Auswahl an vegetarischen Pizzen ist gering, aber die Pasta Gerichte auf dem neben Tisch sahen auch sehr lecker aus. Unsere Bestellung, 2 Pizzen 2 alkoholfreie Getränke, kein Nachtisch haben satte 38 € gekostet. Trotz des hohen Preisniveaus war das Haus auch Wochentags voll, vermutlich weil echte Pizza eine echte Seltenheit ist.

Konnten wir außerhalb der Hauptstadt auch was Leckeres finden? In der ein oder anderen Panadería findet sich frische hausgemachte tarta de acelga (Mangold Quiche) und das argentinische Lieblingsfrühstück medialuna, ein nach Croissant-aussehendes Gebäck aus Milchteig statt Blätterteig. Die beiden helfen uns nicht zu hungern ohne selbst zu kochen. Ob Sie lecker sind, hängt vom Glück ab.

Coyhaique, Chile

Im April wurden wir vor dem plötzlich hereinbrechenden Winter vom diesem kleinen Bistro Cafe gerettet. Neben dem Holzofen haben wir ihre Kürbiscremesuppe genossen, einfach aber fein. Ihre hausgemachten Schnittkuchen haben nur halbe große, schmecken aber sehr gut.

In unserem wegen des Wintereinbruchs nur knapp einen Monat kurzen Begutachtung der chilenischen Küche in Patagonien, haben wir den Eindruck gewonnen, dass Chilenen sich für Essen kaum interessieren. Zumindest Südchile ist eine Wüste für Schleckmäuler wie uns. Wenn Du Lust darauf hast, mehr drüber zu wissen, könntest Du Kulinarisches Patagonien lesen.

Weitere Artikel über Bolivien, Peru, Ecuador und Kolumbien kommen noch.

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